Turning 19 in "the real Africa"

Tage vor der Abreise waren wir schon gespannt ob des bald kommenden Ereignisses: die Sambia-Reise. Wie wird die Fahrt? Wird alles an der Grenze gut gehen? Was werden wir in Sambia tun?

Am Dienstag, den 10. November traten wir schließlich unsere Reise nach Sambia, ins „real Africa“ an (so wie Malawi „the warm heart of Africa“ genannt wird, hat auch Sambia einen eigenen „Spitznamen“). Man könnte sagen, dass wir in letzter Minute ausgereist sind, denn wir kamen am 11. August in Malawi an und mussten bis spätestens 11. November, aufgrund unsrer Visen, das Land verlassen. Um 5 Uhr morgens saßen wir und Father George bereit zur Abfahrt im Bus. Father George ist ursprünglich aus Peru, lebt aber in Sambia, in Lusaka, im Provincial House der Salesianer Don Boscos. Die Provinz umfasst die Länder Namibia, Sambia, Simbabwe und Malawi. Father George war in Lilongwe um mit den Absolvent_innen des Don Bosco Colleges zu feiern.

Nachdem alle Fahrgäste nach und nach ihre Plätze eingenommen hatten, ließen wir um 6 Uhr Lilongwe hinter uns. Von meinem Fensterplatz aus hatte ich perfekte Sicht auf die schöne Landschaft, die arbeitenden Menschen und grasenden Tiere, die an uns vorbeizogen. Endlose Weiten, Berge und Felder erstreckten sich vor uns. Ebenso erhaschten wir unter anderem Blicke auf Kabasa-Fahrer (ein mit Fußkraft betriebenes Taxi, auf welchem der Klient am gepolsterten Packlträger sitzt) und Feldarbeiter sowie auf Ziegen, Hühner und selten aber doch Rinder.



Um halb neun Uhr erreichten wir die Grenze, die wir Gott sei Dank ohne Probleme überquerten. Bald erstreckte sich vor uns die erste sambische Stadt: Chipata. In dieser sah ich meinen ersten, auf afrikanischen Boden stehenden Bagger – er sollte nicht der letzte sein. In Malawi war mir noch nie eine solche Maschine aufgefallen, aber hier, so schien es mir, wird vergleichsweise viel gebaut. Bitte ziehen Sie / bitte zieht keine verallgemeinernden Schlüsse aus meinen Beschreibungen, denn ich kann nur Teile meiner subjektiven Wahrnehmung wiedergeben. Diese war möglicherweise vorbelastet, da mir schon in Malawi gesagt wurde, dass Sambia nach westlichen Maßstaben „entwickelter“ als Malawi sei. Während ich durch Sambia fuhr, fühlte ich diese Aussage bestätigt. Mir fielen nämlich einige Indizien, die für eine Nähe zur westlichen Welt sprechen, auf. Unter anderem, dass Teile der Straße von Chipata nach Lusaka ausgebessert werden.

In Nyimba, einer Stadt am Weg von Chipata nach Lusaka hatte wir die Möglichkeit eine Toilette zu benutzen. Und auch hier stach mir die gute Ausstattung ins Auge. Das erwähnenswerte special war, dass uns eine Rechnung über 2 zambian Kwacha (ca. 13 Cent) ausgestellt wurde – in geschriebener Form. Ein officer hat der Rechnung mit seiner Unterschrift ihre Validität verliehen.

Was mir auf der Fahrt durch Sambia ebenfalls auffiel war, dass wir lange Strecken zurückgelegt haben ohne auch nur ein Haus zu sehen. Das spricht dafür, dass Malawi viel dichter besiedelt ist als Sambia, wovon ich auch schon in Malawi gehört hatte. Malawi soll ungefähr 16 Millionen Einwohner haben, Sambia hingegen um die 10 Millionen. Vergleicht man die Größe der Länder, so ergeben sich daraus die oft schier endlos unbewohnten Weiten Sambias.

Um 6 Uhr abends erreichten wir die Hauptstadt Lusaka. In ihr angekommen verstärkte sich mein Eindruck des höheren Wohlstands Sambias. Wir waren Teil des geregelten, schnell funktionierenden Verkehrs und sahen Ampeln, Bürogebäude, Hochhäuser und Einkaufszentren an uns vorbeiziehen. Aufgrund dessen machte sich leichte Verwirrung in mir breit. Denn obgleich ich Hochhäuser sah, so sah ich auch bettelnde Menschen. Lilongwe war die einzige afrikanische Großstadt, die ich kannte und ich brachte Zeit um Lusaka einzuordnen. Für mich persönlich fühlte es sich an, als wäre Lusaka eine Mischung aus Wien und Lilongwe. Wie gesagt kann ich nur versuchen, meine subjektiven Erfahrungen in sachliche Beschreibungen zu verpacken, aber es bleibt dennoch immer eine subjektive Note. Es gibt ebenso in Lusaka wie in Lilongwe Menschen mit zerrissener Kleidung und es gibt sowohl dort wie da mehrstöckige Häuser. Im Laufe der Woche erfuhren wir, dass der malawische Kwacha 2010 viel mehr wert war. 2010 hat man 1€ in 90 MK gewechselt. Momentan erhält man für 1€ 620 MK. Diese starke Inflation, so wurde uns erzählt, hängt wohl mit dem Versuch der Regierung, Geld unbemerkt aber illegal von Banken abzuheben, zusammen. Über Jahre und somit über Präsidentenlegislativen hinweg geplant, flog das Projekt schließlich auf. Nach diesem Vertrauensbruch verlor die Regierung viele Geldgeber.
Wir waren froh in Lusaka im Provincial House übernachten zu dürfen - eine sehr gute Bleibe. Neben Father George wohnen dort noch der Provincial selbst, der auch Father George heißt, und Brother Walter, der uns den Geschichtsunterricht über die Regierung gab.

Am darauffolgenden Mittwoch hatten wir das Glück, dass sich Father George (der, der mit uns gereist ist) die Zeit genommen hat uns in Lusaka herumzuführen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen machten wir uns zu Fuß auf zur nächsten Minibus-Ansammlung (ich möchte nicht den Ausdruck „Station“ verwenden, weil ich finde, dass „Ansammlung“ das kleine aber feine Chaos, das dort herrschte, besser beschreibt). Nach recht kurzer Fahrt befanden wir uns beim „Kulima Tower“, ebenfalls einer Minibus-Ansammlung. Wir marschierten los zur Cairo Road, der Haupttraße Lusakas, Father George meinte, dass Lusaka eigentlich keine herausragenden Sehenswürdigkeiten zu bieten hätte, bis auf die Statue eines Adlers (des Wappentiers Sambias), welche in der Mitte eines Kreisverkehrs platziert ist. Dennoch durften Gebäude wie das Post Office, die Freiheitsstatue, die errichtet wurde um das unabhängig Werden Sambias zu gedenken, zwei Kathedralen und eine Kirche nicht fehlen. Die Straßen, die zu dieser Kirche führen wurden extra für den Kirchenbesuch des Präsidenten asphaltiert, so erzählte uns Father George. Als wir nach 4-stündigen Marsch wieder im Provincial House angekommen waren, war ich müde, aber auch dankbar so viel gesehen und einen guten Führer gehabt zu haben. Unsere Abendbeschäftigung war eine Runde Domino spielen mit dem Provincial, was sehr nett und lustig war. Außerdem haben wir uns dadurch herzlich aufgenommen gefühlt.

Wir drei mit der Adlerstatue im Hintergrund
Wir drei mit der Adlerstatue im Hintergrund
Freiheitsstatue
Freiheitsstatue

Donnerstags stand wieder Busfahren auf dem Programm. Beim circa eineinhalb-stündigem Warten auf das Vollwerden des Busses, wurde mir klar, dass wohl etwas von der „afrikanischen Gelassenheit“ auf mich übergeschwappt ist. Schlussendlich traten wir die Fahrt nach Mazabuka an, einer Stadt, die circa zwei Autobusstunden von Lusaka entfernt liegt. Aufgrund zweimaligem Breakdown des Busses kamen wir nach drei Stunden an. In Mazabuka gibt es ein Projekt der Don Bosco-Schwestern. Es heißt City of Joy und es besteht aus einem Jugendzentrum und einem Heim für 30 Mädchen im Alter von 7-20 Jahren. Wir kamen vorwiegend nach Mazabuka, um eine österreichische Volontärin, Agnes, die mit Vides nach Sambia gereist ist, zu besuchen. Vides-Volontär_innen werden von Don Bosco-Schwestern auf ihren Einsatz vorbereitet und auch in Projekte der Schwestern geschickt. Sich über Arbeit, Kultur, Probleme, Motivation und vieles mehr auszutauschen war bereichernd.

 

Diesen Austausch hatten wir im Laufe der Woche auch mit den Volontären von City of Hope in Lusaka. Wir besuchten das Schwestern-Projekt mit dem Heim für 50 Mädchen, der Primary und Secondary School, dem skills training centre und dem Jugendzentrum. Dort trafen wir auf zwei der Volontär_innen und tratschten ausgiebig mit ihnen.

 

Agnes wohnt mit einer Belgierin und einem Sambier zusammen, die auch beide als Volontäre tätig sind. Als wir fünf Mädchen noch weiter tratschten und Joseph währenddessen den Abwasch erledigte, kam eine der Schwestern zur Tür herein, die die Arbeitsaufteilung verwunderte. Sie kam, um uns herzlich zu unserem „Welcoming“ einzuladen. Gespannt was da komme, wurden wir in einen Raum voll mit Mädchen geführt. Wir hatten uns auf den für uns vorgesehenen Platz zu setzen. Die Mädchen stimmten Lieder an und sogar ein Gedicht über Lehrer trug man uns vor. Manche Mädchen wollten uns gar nicht mehr gehen lassen. Wir haben uns sehr herzlich willkommen gefühlt. Dennoch wollten wir freitags zurück nach Lusaka fahren, denn der darauffolgende Samstag war mein Geburtstag.

Gruppenfoto mit Agnes, Eileen und Joseph
Gruppenfoto mit Agnes, Eileen und Joseph
Welcome to the City of Joy!
Welcome to the City of Joy!

Am Morgen meines Geburtstags verspürte ich plötzlich ein Gefühl der Einsamkeit. Ich war alleine (was im Alltag relativ selten vorkommt). Meine beiden Mitvolontärinnen waren draußen und ließen mich auf eine ominöse Überraschung warten. Schließlich durfte ich mich draußen auf drapierte Chitenjes setzen und nach Geburtstagsglückwünschen und Umarmungen meine Geschenke ertasten, die unter einem Chitenje verborgen waren. Welche da wären:

·         1 Himbeerschlecker

·         1 Bananenschlecker (meine Lieblingssorte)

·         1 Schokoladen-Fußball

·         1 Schokoladen-Herz

·         2 Luftballons

·         1 Armband

·         1 Zettel

Auf dem Zettel war Folgendes zu lesen:


Vormittags gingen wir in die nächstgelegene Mall mit der Intention einkaufen zu gehen. Wir stießen allerdings auf „europäische“ Preise. Aufgrund unseres monatlichem upkeeps von 70€ pro Kopf und den Preisen, die man bei den Kleiderbergen zahlt, erschien es uns unwirtschaftlich etwas zu kaufen. Magda und Marion waren aber der Meinung, dass wir uns ein Eis gönnen müssen, weil sie mir in Sambia keinen Kuchen backen konnten. Am Nachmittag leisteten wir uns noch einen Kinobesuch.

Vorfreude aufs Kino
Vorfreude aufs Kino
Rolltreppen-Selfie in der Mall
Rolltreppen-Selfie in der Mall

Alles in allem trugen mich meine Mitvolontärinnen durch den Tag. Sie zeigten mir, dass sie mich wertschätzen und halfen mir nicht zu viel an daheim zu denken. Mit daheim meine ich mein Zuhause in Österreich – um mögliche Verwirrung zu beseitigen. Wir drei waren nämlich öfters verwirrt, wenn wir das Wort „daheim“ verwendet haben. Ist damit Österreich oder ist damit Malawi gemeint?

Seit Mittwoch, 18. November sind diese Zeiten Gott sei Dank vorbei, weil wir seitdem wieder bei uns daheim in Lilongwe sind. 

Kommentar schreiben

Kommentare: 4
  • #1

    Papa (Sonntag, 22 November 2015 21:42)

    Liebe Berni! Vielen Dank für deine so interessanten Schilderungen, die mir hier die Zeit im Krankenhaus versüßen. Du hast schon so viel Schönes erlebt, auch deinen 19. Geburtstag mit deinen Mitvolontärinnen.

  • #2

    Claudia (Dienstag, 24 November 2015 06:54)

    Und wieder so eine anschauliche, interessante Schilderung! Fein, dass es dir gut geht, und liebe Grüße von Herbert und mir!

  • #3

    Elisabeth (Dienstag, 24 November 2015 09:42)

    Hei du,
    Dein Bericht ist so lebhaft das man sich alles bildlich vorstellen kann, auch wenn du mal Heimweh hat, was ganz natürlich ist, merkt man trotzdem wie sehr es dir gefällt! Aber die Zeit vergeht so schnell, im nu bist du wieder in Österreich, genieß die Zeit. Und die vielen Erfahrungen die du dort sammeln kannst, sind ja wirklich einmalig. (Neidisch rüber schau)
    Liebe Grüße aus dem eisigen Wien ans warme Malawi

  • #4

    Bernadette (Mittwoch, 09 Dezember 2015 07:55)

    Danke für die lieben Worte! Liebe Grüße nach Wien!