Pang'ono-pang'ono, Yesu akubwera

Chorgesänge und Krippenspielproben, Ferienbeginn und Dekorationen: Denn "Langsam, langsam kommt Jesus." Im letzten Monat durften wir den „malawischen“ Advent mitfeiern. Die Krönung war natürlich das Weihnachtsfest selbst.

Schon der erste Adventsonntag war schon eine spannende Sache – wird es wohl einen Adventkranz geben? Ja, - die erste der vier verschiedenfarbigen Kerzen war angezündet. Wir selbst hatten uns mit Laubblättern und Teelichtern auch einen gebastelt. Am Abend sangen wir und aßen wir glücklich Kekse, die ich von meiner Mutter zugeschickt bekommen hatte. Am zweiten Adventwochenende bekamen wir Besuch aus Österreich! Der Geschäftsführer und die Kontinentzuständige von VOLONTARIAT bewegt besuchten uns im Projekt. Sie führten Gespräche mit den Fathers und auch mit jeder von uns Volontärinnen. Mir persönlich hat das sehr viel Kraft gegeben, da ich eine andere Perspektive auf meine Arbeit und andere Aspekte meines Volontariats erhielt. Mir wurde wieder klar, dass es Kindern sehr viel Wertschätzung gibt, wenn eine erwachsene Person mit ihnen Dinge tut, die sie sonst alleine tun würden. Ebenfalls positiv war, dass die beiden uns Pakete von daheim mit weitern Keksen, Nikoläusen und österreichischen Süßigkeiten mitgebrachten. So konnten wir gebührend den Heiligen Nikolaus feiern.

 

Im Zuge der Adventzeit planten wir einen „Adventnachmittag“ im Kids Corner. Am 23. Dezember war es soweit. Der Nachmittag wurde mit andächtigen „Um-vier-in-Chitenjes-umhüllte-Kerzen-Sitzen“ begangen. Durch Magdas Gitarrenspiel wurde die Stimmung perfekt – die Kinder ließen sich mitreißen. Auch das Lesen des Weihnachtsevangeliums funktionierte einwandfrei. Nach einem letzten Lied äußerte ein Bub den Wunsch zu Tanzen, den wir gerne erfüllten. Anschließend bastelten wir mit den Kindern einen Engel aus Papier. Einige zogen ihren an einer Schnur festgemachten Engel mit Freude durch die Luft. Ein anderes kleines Highlight war die Kamera, für welche einige der Kinder sehr gerne posierten. Am Ende des Tages waren unsere 59 vorbereiten Engelköpfe verarbeitet und sind, wenn man so will, Teil eines von jedem Kind selbstbereiteten Weihnachtsgeschenks geworden.



Bereits am selben Abend durchstöberten wir unser Volo-Haus nach allem, was weihnachtlich aussieht. Unsere Vorgänger enttäuschten uns nicht, denn wir fanden einen hüfthohen Plastikchristbaum und Christbaumschmuck. Beim Aufputzen kam ich schon richtig in weihnachtliche Stimmung – auch, weil Anfang Dezember die Regenzeit begonnen hat. Das macht es zwar nicht unbedingt viel kälter in Malawi, aber immerhin: Es fällt Wasser vom Himmel – in welcher Form ist doch Haarspalterei. :P Circa ein- bis zweimal täglich fällt dieser himmlische Segen nun auf uns herab. „Himmlischer Segen“ erscheint vielleicht auf den ersten Blick als Hyperbel, jedoch ist dies nur bedingt der Fall. Eines Sonntagvormittags rief Father Mark die Menschen dazu auf für Regen zu beten. Und wirklich - zu Mittag türmten sich graue Regenwolken über Lilongwe auf, die die neue Season einläuteten. Ich meinte, es den Menschen anzumerken, dass sie froh drüber waren, da der Regen auf sich warten ließ. Angeblich litten einige Regionen Malawis schon unter der Trockenheit. Nun, nach zwei Wochen, sprießen grünen Wiesen und Maispflanzen wo braune Erde und Staub waren.

Am Heiligen Abend machten wir uns um 19 Uhr auf in die Mette, nachdem wir ein wunderbares Schokofondue mit allerlei Früchten verzehrt hatten. Die Kirche war dekoriert mit Girlanden und Seidenpapier. Ein kleiner und ein großer Christbaum leuchteten uns schon von weitem entgegen, ebenso wie die Krippe. Der Einzug war beinahe spektakulär. Ministranten wurden gefolgt von tanzenden Mädchen in weißen Kleidern. Zelebriert wurde auf Chichewa, aber da wir fleißig lernen schnappten wir immer wieder ein Wort auf. Direkt nach dem Weihnachtsevangelium begann ein halbstündiges Krippenspiel. Von Marias unbefleckter Empfängnis bis Josefs Engelerscheinung war alles dabei. Auch Witze und sogar eine Umarmung (immer etwas Besonderes) durften nicht fehlen. Die Leute fielen Gefallen daran, denn es wurde gelacht und applaudiert. Auch uns gefiel es, denn es war äußerst kreativ aufgebaut. Zum Beispiel folgten die drei Könige dem Schein einer Taschenlampe an der Decke, um zum Jesuskind zu gelangen.

Krippenspiel
Krippenspiel
Tanzende Mädchen
Tanzende Mädchen

Es wurde viel und freudig gesungen. Eines der Lieder dauerte zehn Minuten. Ich muss sagen, dass sich ein leichtes Gefühl des Unverständnisses in mir breit machte, als ich an die ruhigen Lieder und das bedächtige Sitzen in Österreich dachte. Immerhin heißt es doch schon im Advent „Freut euch ihr Christen, freuet euch sehr! Schon ist nahe der Herr.“ Warum wenn er dann da ist, immer noch ruhig und andächtig sitzen – warum nicht die Freude zeigen? So wie in den meisten Messen bewegten sich einige der Leute rhythmisch zur Musik, so auch wir. Nach drei Stunden war die Messe bereits beendet, was uns wunderte, da die „normalen“ Messen auf Chichewa mindestens zwei Stunden dauerten. Es war auch sehr schnell vergangen. Anschließend waren wir bei den Fathers zum Weihnachtsessen eingeladen. Wir gaben ihnen unser Geschenk (eine Karte und Süßes) und bekamen jede ein Kalender mit Bibelstellen. Ich freute mich sehr, und nur kurze Zeit später fiel mir auf, dass ich mich wohl voriges Jahr nicht so über diesen kleinen Kalender gefreute hätte. Woran das liegt? Ich weiß es selbst nicht genau. Weil es Father Kim war, und ich es nicht erwartet hätte? Oder bin ich schlicht bescheidener geworden? Ich weiß nur, dass ich im Nachhinein das Gefühl habe, dass es nicht nur sehr schöne sondern auch sehr „sinnvolle“ Weihnachten waren. Natürlich habe ich meine Familie vermisst, aber dennoch muss ich sagen, dass ich das getan habe, was für mich Weihnachten wirklich heißt: (Wenig geschenkt bekommen aber trotzdem) Freude empfinden, beten und näher zu Gott finden.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Claudia (Samstag, 26 Dezember 2015 21:24)

    Es ist, wie immer, wunderbar, deine Berichte zu lesen - ich hab schon drauf gewartet! Und ich merke, dass du schon richtig "daheim" in deiner Schule bist!