Festlicher Ausnahmezustand

Das Don Bosco-Fest wurde ganz groß aufgezogen. Ganze drei Tage wurde gefeiert ...

Schon eineinhalb Wochen vor dem großen Fest begannen im College sportliche Wettkämpfe, die sowohl alle Zweige des Colleges als auch die beliebtesten Sportarten des Jugendzentrums umfassten. Aus allen Zweigen wurden die Schüler_innen in vier Teams zusammen gewürfelt und traten in Fußball-, Volleyball-, Basketball-, und Netballbewerben gegeneinander an. Am Mittwoch, den 20. Jänner fanden die Semifinalspiele statt. Die Finalspiele wurden am drauffolgenden Mittwoch ausgetragen. Ich selbst war Teil des Michael Magone Teams. Meine Gruppe schaffte es in allen Sportarten ins Finale, worüber an diesem ersten Mittwoch ein Jubel ausbrach, der wohl auf dem ganzen Sportplatz des Jugendzentrums zu hören war. Sie schrien den Namen unseres Teams, als wäre es ein populärer, und schienen sich mit diesem Schüler Don Boscos identifizieren zu können (obwohl ich mir nicht sicher war, ob sie wirklich alle wussten, wer Michael Magone war). Jedenfalls erfüllte sie ein Teamgeist, der klar sichtbar war. Denn sie bildeten eine enge, akkumulierte Menge, die einmal um den Platz und einmal um den Kreisverkehr joggte und dazu zum Takt von einem mit Kochlöffel geschlagenen Kübel laute Triumphgesänge ausstieß. Und das, obwohl sie sich wahrscheinlich nicht einmal alle persönlich kannten. Trauriger Weise verlor mein Team alle Semifinalspiele.

Ich selbst wollte auch in den festlichen Zustand umschwenken und habe mich (auch wegen meinem anstehenden Halbjahrestag) dazu entschieden meine Haare einem „change“ zu unterziehen. Lange geplant und gut überlegt kam mir die Eingebung, dass die Würfel gefallen sind und die Kunsthaare eingeflochten werden sollen. Wenn möglich in rotbraun, dachte ich mir, als ich dann am Area 23-Markt mit meiner neuen Friseurin nach Haarbüscheln suchte. Und tatsächlich: gut viereinhalb stündiges Haare ziehen (war eigentlich recht meditativ) und 133 Zöpfchen später sah ich in den Spiegel und sah lange, dunkle, glatte Haare anstatt von meinen kurzen, roten, lockigen. Im Projekt lösten sie jedenfalls sowohl Gleichgültigkeit als auch Komplimente aus.

Das Don Bosco Fest gliederte sich in drei mehr oder weniger separate Festakte. Am Freitag feierte das College, am Samstag das Jugendzentrum und am Sonntag die Pfarre.

Am Freitag kamen die Schüler_innen des Youth Technical Institutes auf ihre Kosten. Geprobt wurde schon Tage zuvor. Am großen Tag dann konnte ich die Freude und Aufregung der Jugendlichen spüren, die nach und nach in die Kirche strömten. Als der Schulchor die Don Bosco – Hymne der Schule anstimmte, war eine gesangliche Partizipation zu hören, die ich noch nie zuvor in einer Schulmesse erlebt hatte. Beim Refrain stießen einige Freudenschreie oder Gepfeife aus. Währenddessen schritten die Ministranten herein, gefolgt von Tänzerinnen und Tänzern. Die drei Zelebranten bildeten den Abschluss. Immer wieder unterlegten die tanzenden Schüler_innen die Lieder mit rhythmischen, andächtigen Bewegungen. Sogar die Bibel wurde in einem Tanz, und in einem verhüllten, auf dem Kopf getragenen Korb dargebracht. Die in die Luft erhobene Bibel wurde bejubelt. Ebenfalls brachten die einzelnen Zweige des Colleges Gaben dar, darunter ein Hemd, ein hölzerner Mörser und Blumentöpfe.
Im Anschluss an die Messe kamen alle Schüler_innen in der Mehrzweckhalle zusammen. Eingeläutet wurde die Festlichkeit mit einem Quiz über Don Bosco, das schlussendlich die IT-section für sich gewinnen konnte. Sowohl hier, als auch bei den darauf folgenden Aufführungen machte sich das Publikum immer wieder lautstark bemerkbar. Die Angestellten und alle Zweige nahmen die Bühne meist mit einem einstudierten Tanz in Anspruch.

Nach dem Mittagessen, bei dem jeder Besucher des Fests auf seine Kosten kam, unterhielten Partygames wie Seilziehen, Eierlauf, und Rapbattle die Schüler_innen.

Tanz in der Kirche ...
Tanz in der Kirche ...
... und Freude in der Mehrzweckhalle
... und Freude in der Mehrzweckhalle

Am drauffolgenden Samstag versammelten sich die Mitglieder des Jugendzentrums und sonstige Interessierte in der Mehrzweckhalle des Projekts. Zum Einstieg wurde ein Filmausschnitt gezeigt, und danach das Leben Don Boscos umrissen. Anschließend hatte jeder, der mochte, die Möglichkeit etwas vorzuführen. Die Präferenz lag auch hier beim Tanz. Auch die zwar großteils nicht registrierten, aber dennoch wichtigen, stätigen Besucher des Jugendzentrums – die Kinder, zeigten spontan oder eingeübt wie gut sie ihre jungen Körper bewegen können. Auch das Jugendzentrum hat ein gemeinsames Mittagessen spendiert. Im Anschluss daran wurden Sportwettbewerbe veranstaltet und weitere Performances vorgeführt. Zuletzt bekam jeder einen Schlecker (groß, süß, und bei Kindern beliebt) und wurde in die Nacht entlassen.


Diese Samstagnacht war für uns außergewöhnlich lang, da die Messe erst um 8 Uhr anfing. Sie wurde auf Chichewa zelebriert und dauerte bis 12 Uhr. Grund dafür waren vorwiegend die lange Lieder, ausgiebigen Tänze (wie zu Weihnachten auch thronten auf den schunkelten Köpften der dancing girls Diademe) und die 34 Außenstellen der Kirche, die um Spenden baten. Ich befand das Ausmaß der Messe als eines Festtages angemessen, und habe mich im nächsten Moment ein bisschen drüber gewundert. Zum dritten Mal in Folge wurden wir aufs Mittagessen eingeladen. Ebenso wie die Tage zuvor wurden wir mit Performances unterhalten, und wieder lag der Schwerpunkt auf Tanzaufführungen. Ein Bursch konnte die Menge mit seinen Bewegungen so sehr begeistern, dass ihm mit einem Hemd Luft zugefächelt und Geld zu seinen Füßen geworfen wurde. So saß ich also schwitzend auf der Tribüne des Sportplatzes unter Regenschirm/Chitenje, umgeben von drei bis vier Kindern, die wohl entweder am Schatten, an mir oder an beidem Gefallen fanden. Trotz der Hitze und der Enge konnte ich das Fest richtig genießen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Claudia (Sonntag, 07 Februar 2016 21:32)

    Diesmal nicht an einem 25. oder 26. sondern heute- am 7. - ist dein neuer Bericht da! Ich kann mich nur immer wieder aufs Neue über deine/eure Energie wundern, mit der ihr so vieles erlebt. Und über deine so genaue Schilderung davon! Alles Liebe!