See you (when you see me), Lilongwe

See you, when you see me – ein Spruch, der besonders bei Scherzbolden beliebt ist. Zwei Gründe trieben uns dazu uns von „unserem“ Projekt in den Süden Malawis zu verabschieden. Zum einen fuhren wir, um unsere Arbeitserlaubnis abzuholen und zum anderen um in einem Urlaub neu aufzutanken und Malawi noch besser kennenzulernen...

Der Faschingsdienstag begann für uns früh. Um 6 Uhr morgens saßen wir im Bus nach Blantyre und verspeisten unser Frühstück. Genüsslich aßen wir großes, briocheartiges Gebäck. Weder zu dieser frühen Stunde noch den restlichen Tag über ließen mich meine malawischen Mitmenschen etwas von Karnevalsstimmung erahnen. Aber zumindest aufgrund des Namens (Obama) und Aussehens meiner Mahlzeit musste ich schmunzeln.

In Blantyre angekommen, irrten wir durch die Straßen auf der Suche nach unserer bevorzugten Unterkunft. Das ermöglichte uns einen ersten Eindruck von Blantyre, der zweitgrößten Stadt Malawis, zu erlangen. Verglichen mit Lilongwe wirkte die Atmosphäre auf mich ruhiger und geregelter. Und das obwohl wir auf ebenso reges Trieben zur Rush Hour am Markt und Bus Depot trafen. Ich führte die eingespielte, gelassene Stimmung auf das Alter der Stadt zurück. Lilongwe ist zwar eine geplante, aber nichtsdestotrotz eine junge und pulsierende Stadt. Schlussendlich erreichten wir unsere Lodge (in Malawi tendiert man dazu jede Übernachtungsmöglichkeit Lodge zu nennen). Nach einer angenehmen Nacht machten wir uns auf den Weg zur „Immigration“, um unsere Arbeitserlaubnis abzuholen. Meine aufflammende Hoffnung erfror, als man uns über die Notwendigkeit des Stroms zum Ausstellen der Erlaubnis und den Stromausfall informierte. So nutzen wir die Zeit, um eine alte Kathedrale zu besuchen. Diese ist nun im Gebrauch der CCAP (Church of Central Africa Pedestrians).


Einschub: Freikirchen wie diese sind in Malawi relativ weit verbreitet. Ich wurde von einer Freundin in ihre Kirche eingeladen. Das anschließende Gespräch mit dem Pastor half mir, die Entstehung und die Überzeugung der Kirche zu verstehen. Im Allgemeinen habe ich das Gefühl, dass Religion hier wenig tabuisiert und privatisiert wird. Drei kurze Beispiele dazu:

  1. Meine Kunsthaare ließ ich mir im „Grace of God Hairsaloon“ einflechten. Solche und ähnliche Namen für Geschäfte sind sehr beliebt. Die Namen werden mit Farbe aufgemalt und oft mit Bildern illustriert.
  2. Das Innenleben von Minibussen wird gerne mit Aufklebern verziert. Sprüche wie „If God says Yes, who ca say No?“ oder „God ist the answer“ prangern oft neben den Über-Kopf-Lautsprechern.
  3. Eine herzliche, doch in Österreich kaum verwendete, Abschiedsformel ist: „God bless you.“ (Gott segne dich). Immer sehr freundlich gemeint und oft mit Dankbarkeit verbunden bringt sie mich nur in eine verzwickte Lage, wenn sie Fathers aussprechen.

Das Stromnetz war jedenfalls auf unserer Seite und so erhielten wir unsere Erlaubnis. Mit diesem Stempel können wir nun Visums-Sorgen-frei in Malawi bleiben. Beflügelt setzten wir unsere Sightseeing Tour fort und schlenderten durch die mir sowohl fremde, als auch auf eine Art vertraute Stadt.

 

Mit der Fahrt zum Mount Mulanje begann unser Urlaub. Schon die Fahrt war entspannend: die warme Sonne schien mir auf den Arm (und war mir des österreichischen Feber-Wetters bewusst), während Berglandschaften, Märkte, Macademianussbäume, Teeplantagen, Nadelbäume und Palmen an mir vorbeizogen.

Nach einem schnellen Mittagessen setzten wir unsere Reise im Pickup fort. Praktischer Weise trafen wir im Zuge dessen einen netten Führer – unser erster Weg führte zu unserer Unterkunft. Im Anschluss wappneten wir uns für Größeres/Höheres: ein Wasserfall am imposanten Bergmassiv sollte uns abkühlen. Der ortskundige Chanzy zeigte uns also den Weg bis wir schließlich Wassermengen in 63 Meter tiefes, kaltes Wasser stürzen saßen. Auch wir warfen uns in die Fluten. Damit wars aber noch nicht getan: Eine Tour auf das Plateau des Mulanje folgte. Der höchste Gipfel des weitläufigen Massivs liegt auf 3002 Meter Seehöhe. Immerhin schafften wir es die 2500-Meter-Marke zu knacken.

Im Pick Up
Im Pick Up
Am Ziel
Am Ziel

Irgendwann, als ich umgeben von Riesenfarnen und Orchideen marschierte, kam mir folgender tiefschürfender Gedanke: „Ich bin wandern auf einem Berg, dessen Flora und Fauna ich teils gar nicht teils aus Österreich kenne.“ Daraus zog ich zwei Schlüsse (Achtung, nun wirklich tiefgründiger):

  1. Bin ich mir nicht mehr darüber im Klaren, wieso Österreich als Land der Berge charakterisiert wird und wie eine Nation zur Selbstdefinierung die Alpen heranziehen kann, wo doch vier Länder Anteil an diesem Gebirge haben und es überall auf der Erde reichlich Berge gibt. Und darunter auch höhere.
  2. Habe ich bemerkt, dass die Vegetation der Erde wohl gar nicht so verschieden ist, wie man vielleicht denken würde. Ist es denn mit den Bewohnern der Erde so anders? Ich musste an ein in Bus nach Blantyre geführtes Gespräch denken. Einer der Mitfahrer informierte mich über seine Präferenz eine „gelbe Frau“ zu heiraten. Da er etwas lustig drauf war, erlaubte ich mir auch einen kleinen Spaß und stieg darauf ein. Ich riet ihm nicht nur auf Farben fixiert zu sein. Schließlich wäre es schade, wenn er die Formen dann übersehe. Meine Sitznachbarin stimmte mir zu. „We are all one. (Wir sind alle eins.)“, sagte sie lächelnd.

Zum Schluss unserer Reise verbrachten wir noch zwei Tage in Zomba. Diese, in gebirgiger Gegend gelegener, Stadt war zu Kolonialzeiten die Hauptstadt Malawis. Alte Gebäude zeugen heute noch davon. Im Zuge unseres kurzen Aufenthalts erkundeten wir die Kleinstadt und das Zomba Plateau.

Blick auf Zomba
Blick auf Zomba

 

 

 

Alles in allem war es eine wunderbare Reise. Ich kann nur eine Empfehlung aussprechen :) Ich konnte Malawi von einer anderen Perspektive aus erleben und Augenringe reduzieren. Nichtsdestotrotz sind meine Gedanken jetzt gerade, wo ich im Bus nach Lilongwe auf einen Block kritzle, mehr bei „meinem“ Projekt als sonst wo.

 

 

 

 

An dieser Stelle ein großes DANKE für Ihr Interesse! Ich wünschen Ihnen/Euch eine schöne Fastenzeit. In diesem Sinne:

See you, when we see us!

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Kommentare: 3
  • #1

    Claudia (Sonntag, 21 Februar 2016 17:00)

    Und wieder eine Überraschung: Ein zweiter Eintrag von dir innerhalb eines Monats!!
    Ich gebe die Adresse deines Blogs an eine Freundin weiter, die selbst mal Lehrerin in einer Schule in Simbabwe war, 6 Jahre lang! Dann war sie auch bei der kath. Frauenbewegung, bei der Aktion Familienfasttag führend. Wir waren heut in Schönbrunn spazieren - Herbert, Ingrid und sie, Hilde.
    Alles Liebe!

  • #2

    Magdalena (Donnerstag, 25 Februar 2016 21:02)

    Wow, das sind Spitzen-Fotos! Die Landschaft schaut wirklich sehr beeindruckend aus! Auf google maps findet man sogar den Wasserfall mit dem dazugehörigen Teich, wenn man nah genug reinzoomt … nur ihr seid nicht drin ;)
    Und die Grace of God-Frisur steht dir auch ausgezeichnet!! Hoffentlich habt ihr alle viel Kraft getankt und seid mit neuem Elan im Projekt dabei.
    Alles Liebe!
    PS: Das Wetter ist hier wirklich nicht so einladend, der Frühling lässt noch auf sich warten.

  • #3

    Veronika und Gerhard Nöbauer (Sonntag, 13 März 2016 16:57)

    Hallo, Berni Danke für deinen Blogeintrag, voll super auch mit Fotos!
    LG Gerhard und Vroni ( Magda Mama und Papa)