Pa Ulendo - Auf Reisen

Erst als ich am Donnerstag, den 21. April im Bus nach Nkhotakota saß, realisierte ich, dass unser Plan dieses Mal wirklich umgesetzt wurde und nicht von allfälligen spontanen Angelegenheiten durchkreuzt wurde ...

Wie oft hatten wir geplant übers Wochenende unsere Berufskollegin Karen in ihrem Don Bosco Projekt zu besuchen? Über Monate hinweg! Dementsprechend abfahrtbereit warteten wir und warteten noch immer und warteten schließlich 2 Stunden im Bus. Zwar entsprach das dem Mittelmaß, aber aufgrund der Freude aus Neue, der Hitze, dem Prediger und der Teeverkäuferin erschienen sie mir recht langwierig. Um 12 Uhr mittags brachen wir Richtung Norden auf, bis wir auf halber Strecke eine Panne hatten und kurze Zeit später eine zweite. Es wurde Abend und der Mond war schon aufgegangen, als wir überlegten was wir tun sollen. Ich konnte den Unmut unserer Mitreisenden spüren. Obwohl mir in Malawi bisher selten verärgerte Gemüter begegnet sind, die sich in einer direkten Weise über Probleme, sei es in Politik, Wirtschaft oder im zwischenmenschlichen Bereich echauffieren. Mir wurde allerdings erzählt, dass die ersten Fahrgäste um 4 Uhr aufgestanden sind, um um 6 Uhr mit diesem Bus Lilongwe zu verlassen. Wir drei entschlossen uns dazu, auf der Ladefläche eines Pick-up weiterzureisen, auf der bereits drei Erwachsene, drei Kinder und ein Regal Platz gefunden hatten. Der Fahrer war aufmerksam, gab uns einen fairen Preis und brachte uns sicher nach Nhkotakota. Dort angekommen wurden wir herzlichst von den anwesenden Salesianern empfangen.

Unsere zweite Panne
Unsere zweite Panne

Am darauffolgenden Morgen zeigte uns Karen, die deutsche Volontärin in die diesem Don Bosco - Projekt tätig ist, ihren Arbeitsbereich. Das Projekt besteht, wie auch unseres, aus vier Teilen: einem Jugendzentrum, einer Pfarrgemeinde, einer Schule (hier ist es eine Secondary School, kein College wie in Lilongwe) und Boys und Girls Hostels. Zu Mittag machten wir uns auf zum Markt von Nkhotakota, auf dem wir einige Chitenjes erstanden. Als die Mittagssonne auf meine Haut brannte, und ich die Seeluft roch, wurde mir der Klimaunterschied erst richtig bewusst. Lilongwe, das auf 1050 Meter Seehöhe liegt, erfährt dieser Tage einen regelrechten Kälteschock - zumindest kommt es uns nach 11 Monaten Sommer so vor (als wir Österreich im August verließen, flogen wir praktisch vom Sommer in den Sommer). Regen bleibt aus, Blätter fallen, Gras stirbt. Die Landschaft zeigt sich nun vermehrt in Brauntönen. Doch im Spätapril in Nkhotakota konnten wir den Spätsommer voll auskosten: 30 Grad im Schatten, die uns aufgrund monatelanger Erfahrung, relativ kalt ließen. Vor allem Karen meinte es wäre irrsinnig kalt (ich genoss das Wetter allerdings die meiste Zeit, und fühlte mich in die guten alten Dezember-Tage zurückgeworfen). An diesem Freitagnachmittag erlebte ich Jugendzentrum einmal anderes und doch gleich: Spiele, Kinder, Spaß, und Chichewa wo das Ohr hinhört! Aber alles im kleinerem Kreis. Ich empfand das als recht enstpannend. Da ich sowieso keinen kannte, war es schön, wenn Gesichter wiederkehrten. Ich versuchte mit meinen in Lilongwe angeeigneten Klatsch-Liedern das Eis zu brechen und Kinder zu unterhalten. Allerdings merkte ich die 200 km Distanz zwischen den zwei Städten, da ich oft auch nur Verwunderung erntete.
Den Samstagvormittag verbrachten wir bei einem Fußballspiel. Karen war für die Erste Hilfe-Verarztung verantwortlich. So genoss ich es mit den Kindern zu reden und im Sand zu zeichnen. Am Nachmittag machten wir uns auf zum See. Ich sah wie in Salima und Cape Maclear auch, wie das Seewasser zum Wäsche waschen und Geschirr spülen benutzt wird. Im Schatten spielten wir Karten, wir bekamen Gesellschaft von zwei Burschen, die sich auch für dieses Spiel (UNO) begeisterten und später waren auch Kinder mit von der Partie, die mit uns Netball mit ihrem aus Plastiksackerl gebastelten Ball spielten. (Einschub zu Spielzeug: Diese Plastikbälle und Drahtautos sind sehr beliebt und weit über die Grenzen von Area 23, Lilongwe hinaus verbreitet. Die Drahtautos haben meist Räder aus Flaschenstöpseln und eine Stange (manchmal sogar mit Lenkrad!) an dem die Burschen ihre Autos halten, um damit durch die Gegend zu brausen)
Am darauffolgenden Sonntag besuchten wir die englische Messe und wurden freundlicher Weise zum Busbahnhof chauffiert.

Klatsch-Spiele
Klatsch-Spiele
Neue Freunde gefunden
Neue Freunde gefunden

Einen weiteren Ausflug unternahmen wir gut eine Woche später. Dieses Mal noch spontaner und mit Begleitung! Der für uns zuständige Father Mark, mit dem wir auch sehr stark zusammen arbeiten, gebar am Montag, 2. Mai, einem öffentlichen Feiertag, die Idee, er könnte doch die Aspiranten, Die Köchin und die Volontäre auf den Pick-up packen und irgendwo hinfahren. Etwas ungläubig sah ich Marion an. Father Mark ist nämlich ein vielbeschäftigter Mann. Doch er hielt sein Versprechen und nur kurze Zeit später ließ ich mir den Fahrtwind um die Ohren sausen. Drei der Priesteranwärter saßen mit uns auf der Ladefläche und es dauerte nicht lange bis Kirchenlieder angestimmt wurden. Nun fuhren wir also gute 20 km Richtung Süd-Westen, bis wir schließlich in der kleinen Stadt Nathenje ankamen. Dort besuchten wir eine Kirche und eine Franziskaner Schwester, die uns sehr herzlich mit Softdrinks und Mandasi (frittierte Snacks) empfing. Kaum waren wir wieder auf der Ladefläche erwärmte ihr strahlendes Abschiedslächeln unsere Herzen und einer der Aspiranten meinte, es gäbe zweifellos noch Heilige. Nathenje war aber nicht unserer einziges Reiseziel. Nach einem kurzen Einkauf am Markt fuhren wir weiter zum Lilongwe Wildlife Centre. Nachdem wir dieses zooartige Auffangzentrum für Wildtiere besucht hatten, wurden wir alle auf ein Mittagessen im Restaurant eingeladen. Bevor wir schließlich zu Hause ankamen, machten wir noch Halt in Likuni, einer anderen Pfarre in der Nähe, und Father Mark kaufte uns noch mehr Essen. Zumindest konnten wir uns mit Mannerschnitten revanchieren, die Father Mark und die Köchin recht genussvoll im Fahrerabteil verzehrten. Nach dem siebenstündigen Ausflug fühlte ich mich so als hätte ich eine halbe Weltreise hinter mir, ohne aber dabei irgendeine Anstrengung auf mich genommen zu haben (ich bin nicht so oft Mitfahrgast auf einem Pick-up). Vor allem aber spürte ich das durch das gemeinsame Reisen und Singen gestärkte Gemeinschaftsgefühl, da mir teilweise sogar Parallelen zu Familienausflügen durch den Kopf schossen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Claudia (Dienstag, 17 Mai 2016 15:26)

    Hey, Berni, diesmal hab ich deinen Blog erst später gesehen, wir waren nämlich über Pfingsten in St. Andrä - seeeehr kalte Pfingsten sind das, nur knapp 15 Grad.In fb siehst du Fotos. Alles Liebe, was mich ja wundert ist deine Ausdauer und Energie, die du hast für all diese Unternehmungen und Aufgaben .....Tja, da ist die Richtige losgeflogen nach Malawi. Liebe Grüße, auch von Herbert!